Staffel 2
S02 / E01 Die frühe Entstehung der Eidgenossenschaft
Wie fast jeder Staat, hat auch die Schweiz einen mächtigen Gründungsmythos, welcher die eigene Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Land fördern soll. Sehr oft sind diese Geschichten stark ausgeschmückt, entsprechen nur wenig der Realität und sind später konstruiert worden.
In dieser Folge der Zeitgenosschaft wird uns der Historiker Bruno Meier erklären, wie das mit der Entstehung der Eidgenossenschaft wirklich von statten gegangen ist. Er beantwortet dabei unter anderem Fragen wie: Was ist in den Jahren 1291 und 1315 wirklich passiert, entstand damals wirklich die erste Frühform eines schweizerischen Staates?
Dr. Bruno Meier ist Mitinhaber des Verlages Hier und Jetzt, einem Verlag für Kultur und Geschichte in Zürich. Er hat selber zu vielen spannenden Themen publiziert, so zum Beispiel:
Zu den Habsburgern: https://www.hierundjetzt.ch/de/catalogue/ein-konigshaus-aus-der-schweiz_13000272/
Zum Jahr 1291: https://www.hierundjetzt.ch/de/catalogue/1291_17000044/
Zur sehr spannenden Geschichte der Eidgenossen vom Morgarten bis Marignano: https://www.hierundjetzt.ch/de/catalogue/von-morgarten-bis-marignano_15000022/
Bild: Darstellung der Schlacht am Morgarten aus der Berner Chronik von Diebold Schilling
S02 / E02 Die Schlacht bei Marignano
Am 13. und 14. September 1515 traf ein Eidgenössisches Heer südlich von Mailand auf die Truppen des französischen Königs Franz des ersten. In der brutalen Schlacht bei Marignano erleiden die zuvor erfolgsverwöhnten Eidgenossen eine herbe Niederlage und grosse Verluste, geschlagen müssen sie sich über die Alpen zurückziehen.
Was aber tun diese Eidgenossen überhaupt in Mailand? Und warum legen sie sich mit dem mächtigen französischen Königreich an?
Um das herauszufinden habe ich mich mit Prof. Dr. André Holenstein unterhalten. Er wird uns nicht nur aufzeigen, wie der Konflikt entstanden ist, sondern hilft uns auch, die Geschehnisse rund um die Schlacht im zeitgenössischen Kontext zu verstehen und die vielseitigen Konsequenzen im Nachgang dieses richtungsweisenden Ereignisses einzuordnen.
Bild: Schlachtdarstellung von Marignano
Wer hungrig nach mehr Hintergrundinformationen ist, findet diese in folgendem Aufsatz von Dr. Holenstein:
S02 / E03 Die Stadt Zug im späteren Mittelalter (ca. 1350 - 1400)
In dieser Folge der Zeitgenossenschaft wollen wir darum eine Art lokale Fallstudie betreiben. Wir schauen dafür auf die Ereignisse in der Stadt Zug zwischen ca. 1350 und 1400. Mit diesem Blick auf ein begrenztes Gebiet in einem begrenzten Zeitraum hoffen wir, an einem konkreten Beispiel etwas Licht in das Dunkel des Mittelalters zu bringen.
Erzählen wird uns das jemand, der wortwörtlich an der Quelle sitzt - Thomas Glauser ist Stadtarchivar von Zug und hat intensiv zur mittelalterlichen Geschichte unserer Kleinstadt geforscht. Die im folgenden Podcast erzählten Inhalte hat Thomas in einem Beitrag im Tugium des Jahres 2021 niedergeschrieben:
Das Tugium ist das wissenschaftliche Jahrbuch für historische und archäologische Inhalte im Kanton Zug und erscheint jährlich. Zudem gibt es seit 2018 das faszinierende Buch Universum Kleinstadt, in welchem die Lokalgeschichte der Stadt Zug eindrücklich und anhand einer grossartigen Quellensammlung beschrieben wird.
Bild: Älteste bekannte Darstellung der Stadt Zug aus der Chronik von Johannes Stumpf (1547/48)
S02 / E04 Die Neutralität der Schweiz - Teil 1
Die Schweiz ist Neutral.
Diese Aussage betrachten wir in unserem Land als selbstverständlich. Aber was heisst es eigentlich genau, neutral zu sein? Wie gross ist der aussenpolitische Handlungsspielraum, und was ist eigentlich explizit nicht möglich? Mit genau dieser Frage sieht sich unser Land aufgrund des russischen Aggressionskriegs in der Ukraine wieder einmal konfrontiert - die Meinungen gehen dabei weit auseinander. Grund genug, die historischen Hintergründe für diese Frage genauer zu beleuchten und herauszufinden, wie die Schweiz überhaupt zur Neutralität gefunden hat. Es freut mich ausserordentlich, dass wir für dieses Vorhaben einen absoluten Experten gewinnen konnten.
Marco Jorio war von 1988 bis 2014 der Chefredaktor des Historischen Lexikons der Schweiz und ist seither frei schaffender Historiker. 2023 publizierte er ein 500 seitiges Buch mit dem Namen: Die Schweiz und ihre Neutralität. Eine 400- jährige Geschichte.
In den nächsten beiden Folgen der Zeitgenossenschaft, werden wir mit Herrn Jorio auf ebendiese 400 jährige Entwicklung der schweizerischen Neutralität zurückschauen und dabei entdecken, wie facettenreich dieses Konzept ist und wie es mit der Geschichte unseres Landes verwoben war und immernoch ist.
In dieser ersten Folge ergründen wir die Anfänge der Schweizer Neutralität und verfolgen ihre Entwicklung bis zum Ende des 1. Weltkriegs.
S02 / E05 Die Neutralität der Schweiz - Teil 2
Diese Episode der Zeitgenossenschaft ist der zweite Teil zur Neutralität der Schweiz. Dabei handelt es sich um die zweite Hälfte der Unterhaltung mit unserem Gast Marco Jorio . Er war von 1988 bis 2014 der Chefredaktor des Historischen Lexikons der Schweiz und ist seither frei schaffender Historiker. 2023 publizierte er ein 500 seitiges Buch mit dem Namen: Die Schweiz und ihre Neutralität. Eine 400- jährige Geschichte.
Damit ihr den entsprechenden Kontext habt, empfehle ich euch zuerst die erste Folge der Neutralität zu hören. Die nun folgende Unterhaltung setzt direkt nach dem Ersten Weltkrieg ein und wird einige Bezüge auf die vorhergehende Folge beinhalten.
S02 / E06 Der Landestreik 1918
Bild: Am 9. November 1918 stehen sich auf dem Paradeplatz Soldaten und Arbeiterinnen und Arbeiter gegenüber. (Stadtarchiv Zürich, Fotograf Wilhelm Gallas).
Wir sind uns heute in der Schweiz gewohnt, dass politische Entscheidungen grossmehrheitlich unter Einbezug der relevanten Akteure und Interessensgruppen sowie mithilfe einer geregelten politischen Diskussion gefällt werden. Führt dies nicht zum Ziel, hat das Volk in einer Abstimmung das letzte Wort.
Doch das war nicht immer so. Obwohl nicht direkt am Konflikt beteiligt, litt auch die Schweizer Bevölkerung in den entbehrungsreichen Jahren des Ersten Weltkriegs unter immer schlechter werdenden Lebensbedingungen und Engpässen aller Art. In dieser Sondersituation war auch die Politik besonders unter Druck und es ist darum nicht verwunderlich, dass die Auseinandersetzungen besonders ausgeprägt waren, die verschiedenen Weltansichten prallten heftig aufeinander.
Dieses stimmungsgeladene Klima gipfelte 1918 im sogenannten Generalstreik, wo ein grosser Teil der Arbeiterschaft die Arbeit für mehrere Tage niederlegte und sich z.T. gewalttätige Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften lieferten.
Unser Gast Martin Senn hat ein Buch über dieses faszinierende Thema geschrieben: "Unruhe im Kleinstaat. Der Schweizer Generalstreik von 1918 im internationalen Vergleich".
S02 / E07 Wie in Rothenthurm kein Waffenplatz gebaut wurde
Die Schweiz ist das einzige Land, in welchem der Moorschutz in der Verfassung festgeschrieben ist. In Artikel 78, Absatz 5 unserer Bundesverfassung steht nämlich:
Moore und Moorlandschaften von besonderer Schönheit und gesamtschweizerischer Bedeutung sind geschützt. Es dürfen darin weder Anlagen gebaut noch Bodenveränderungen vorgenommen werden.
Normalerweise regelt die Bundesverfassung als oberstes Organ des Schweizer Rechtssystems aber keine so konkreten Sachverhalte und so überrascht es nicht, dass dieser Absatz über eine erfolgreiche Volksinitiative 1987 in die Verfassung geschrieben wurde.
Interessanterweise war der Auslöser dafür aber nicht vordergründig die Sorge um die Moore im schönen Schweizerland, sondern entstand vielmehr durch den lokalen Widerstand gegen einen neuen Waffenplatz der Armee im Gebiet von Rothenthurm im Kanton Schwyz.
Stephanie Müller ist in der Nähe des fraglichen Gebiets aufgewachsen und hat die verschiedenen Akteure und Akteurinnen sowie die jeweiligen Motive in ihrem 2023 veröffentlichten Buch “Rothenthurm. Der Kampf um den Waffenplatz". aufgearbeitet. Nun hat sie den Weg zu uns in die Zeitgenossenschaft gefunden und wird uns erzählen, wie es den Einwohner des kleinen Dorfes im Herzen der Zentralschweiz gelungen ist, sich erfolgreich gegen die Pläne des übermächtig wirkenden Eidgenössische Militärdepartements zu wehren.
Bild: Keystone 42184125 (RM)
S02 / BONUS: Warum ein Schweizer am Wiener Kongress im Vorzimmer des russischen Zaren sass
In diesem Gespräch erörtern wir die sehr spannende Lebensgeschichte von Frederic-César de la Harpe, einem Schweizer Politiker, welcher in einem bewegten Leben zwischen 1754 und 1838 viel erlebt hat. Mitunter hat er für die Unabhängigkeit des Kantons Waadt von der Obrigkeit in Bern gekämpft, hat einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Erziehung eines wichtigen russischen Zaren beigetragen, hat in der Schweiz per Staatsstreich kurzzeitig die Macht an sich gerissen und hat schliesslich auch mit Napoleon Bonaparte verkehrt. Wie all das zusammenhängt, erzählt unser Gast Olivier Meuwly, welcher sich intensiv mit dem Protagonisten auseinander gesetzt hat.
Achtung Bonusfolge: Aufgrund einer Sprachbarriere zwischen mir und dem heutigen Gast, entsprechen einige Teile des folgenden Gesprächs nicht dem üblichen Audio-Standard dieses Podcasts und es kann Stellen enthalten, welche eher schwer verständlich sind.
Ich habe mich aber aus drei Gründen entschieden, die Unterhaltung als Bonusfolge dieser zweiten Staffel der Zeitgenossenschaft trotzdem zu veröffentlichen.
Erstens ist die Lebensgeschichte des Protagonisten Frederic César de la Harpe sehr spannend und in unserer Schweizer Geschichtsschreibung nicht sehr präsent.
Zweitens kommt mit Olivier Meuwly zum ersten Mal ein Vertreter der französischsprachigen Westschweiz zu Wort in diesem Format.
Drittens hatten wir beim Probehören das Gefühl, dass zwar einige Stellen etwas schwer verständlich sind, es aber trotzdem möglich ist, dem roten Faden der Unterhaltung zu folgen. Es wäre sehr schade gewesen, diese spannende Biographie im digitalen Mülleimer unseres Archivs verschwinden zu lassen.